Vom 10. bis 13. September findet die 25. Weltmeisterschaft in der Hundesportart
IPO nach 15 Jahren wiederum in der Schweiz statt. Rund 130 Teilnehmer aus 30 Nationen
werden im Herbst in Delémont erwartet. OK-Präsident Hans Peter Reich über den Berg
der administrativen Arbeiten, gutes Fährtengelände und seine Medaillen-Favoriten.
Ursula Känel Kocher
Herr Reich, waren Sie vor 15 Jahren in Baar an der IPO-Weltmeisterschaft vor Ort?
Falls ja: Wissen Sie noch, wer gewonnen hat?
Ich war als Zuschauer dabei, ja. Sieger wurde der Deutsche Knut Fuchs; der Schweizer
Arsiero Verrengia hat die Bronze-Medaille geholt. Seit 2007 reiste ich jedes Jahr
an die WM; fünfmal in der Funktion des Mannschaftsführers, dreimal als Zuschauer.
Das heisst, Sie wissen, was auf Sie und Ihr Team zukommt. 2008 waren Sie im OK der
Schweizer Meisterschaft aller Rassen in Burgdorf. Sind die Anlässe vergleichbar?
Die administrativen Vorbereitungen sind für eine Weltmeisterschaft deutlich grösser.
Es gilt, die Internetseite stets mit neuen Informationen zu füttern, sämtliche Ausschreibungen
und Formulare wie auch Hotel-Empfehlungen in mehrere Sprachen zu übersetzen und
alle möglichen Fragen zu beantworten. Wir erwarten in Delémont immerhin rund 130
Teilnehmer aus über 30 Nationen, auch aus Übersee.
Warum Delémont?
An einer Weltmeisterschaft sollten alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen im Fährtengelände
vorfinden. Im Schweizer Mittelland ist das von den Dimensionen her schlicht nicht
möglich. Im Jura hingegen herrschen optimale Voraussetzungen. Hier gibt es grosse
Wiesenlandflächen, die wir nutzen dürfen.
Das heisst, das Spurengelände entscheidet darüber, wo eine WM stattfindet?
Das kann man so sagen. Die Aussage, Delémont liege «am Ende der Welt», wie verschiedentlich
geäussert, lasse ich nicht gelten! Der Jura ist – für die Teilnehmer aus Deutschland,
Frankreich, Österreich, auch Italien – optimal gelegen. Zudem ist Delémont autobahntechnisch
gut erschlossen, und die Verantwortlichen der Stadt haben sich sehr gastfreundlich
gezeigt. Nicht zuletzt fanden hier schon mehrere Schweizer Meisterschaften statt;
Infrastruktur und Gelände sind erprobt.
Unterordnung und Schutzdienst finden im Stadion «La Blancherie» statt. Steht der
Ablauf, respektive das Programm, bereits fest?
In groben Zügen. Die Startnummernauslosung wird am Mittwochabend erfolgen, Donnerstag
bis Sonntag sind Wettkämpfe, wobei jeder Teilnehmer pro Tag maximal eine Disziplin
zu zeigen hat. Der offizielle Fest-Abend mit geladenen Gästen ist für Samstagabend
vorgesehen; die Rangverkündigung dann für Sonntagnachmittag im Anschluss an die
letzten Arbeiten.
Wie sieht es mit den Richtern und den Schutzdiensthelfern aus?
Die Richter werden von der Fédération Cynologique Internationale festgelegt. Das
dürfen gemäss Reglement keine Schweizer sein. Die Auswahl der Schutzdiensthelfer
erfolgt durch die Technische Kommission für das Gebrauchs- und Sporthundewesen.
Deren erklärtes Ziel ist es, Schweizer Schutzdiensthelfer an die Weltmeisterschaft
zu schicken. Aus diesem Grund fand im Frühling letzten Jahres bereits eine erste
Sichtung statt. In zwei Wochen, am 31. Januar, werden die interessierten Schutzdiensthelfer
erneut zu einem Probe-Training eingeladen und dort begutachtet. Der Entscheid, welche
zwei an der WM zum Einsatz kommen und welche zwei als Ersatz mitreisen, fällt schätzungsweise
im Frühsommer.
Eine Weltmeisterschaft kostet viel Geld. Wie sieht es mit den Finanzen aus?
Nicht schlecht bis jetzt, aber wir sind nach wie vor auf Sponsoren-Suche. Die Zeiten,
als man von den Banken locker mal 20’000 Franken Sponsoringbeiträge erhalten hat,
sind heute vorbei. Mit Ueli und Ruth Lu¬ginbühl von «HappyDog» haben wir bereits
unseren Goldsponsor; Werner Wachter von «Dogger» rüstet unser rund 50-köpfiges Helferteam
mit Kleidern aus. Eingetroffen sind auch schon erste Anfragen für Verkaufsstände.
Die Schweizerische Kynologische Gesellschaft unterstützt die Weltmeisterschaft ebenfalls
grosszügig; sie spendet die Pokale und Siegerpreise.
Die SKG hat einen Ehrenkodex erlassen, der zu fairem und korrektem Umgang mit dem
Hund aufruft. Wie stellen Sie an der Weltmeisterschaft sicher, dass die Tierschutz¬aspekte
berücksichtigt werden?
Ohnehin gehe ich davon aus, dass der Ehrenkodex von der Schweizer Nationalmannschaft
befolgt und gelebt wird. Wir vom Organisationskomitee und alle Helfer werden vor
Ort – also auch auf den Trainingsplätzen, die wir den Teilnehmern zur Verfügung
stellen –, gefordert sein, dass der Schweizer Tierschutz eingehalten und auch kontrolliert
wird. Verfehlungen werden geahndet und ziehen die sofortige Disqualifikation nach
sich. Ein spezieller Kontrolleur wird nicht eingesetzt. Gemäss Pflichtenheft der
FCI sind wir als Organisator der WM verpflichtet, einen Tierarzt und einen Richter,
der die Wesenskontrolle überprüft, für die ganze Zeit der Wettkämpfe zu stellen.
Mit Erika Gitterle haben wir jemanden, der beide Kriterien erfüllt.
Noch steht nicht fest, welche Schweizer Sportlerinnen und Sportler in Delémont ins
Stadion einlaufen können. Wer kann sich Hoffnungen machen?
All jene, die über die drei Qualifikations-Turniere gute Leistungen bringen. Die
erste Ausscheidung fand im Rahmen der letztjährigen SKG-Schweizer-Meisterschaft
statt. Am 14./15. März haben die Teams in Autigny die zweite Chance; die dritte
und somit letzte Ausscheidung ist am 27. Juni vorgesehen. Idealerweise würde diese
in Delémont stattfinden – man soll ja seinen Heimvorteil nutzen, wenn man ihn schon
mal hat!
Apropos Heimvorteil: Wie beurteilen Sie die Chancen der Schweizer auf eine Medaille?
Bisher haben sich die besten Schweizer im internationalen Vergleich jeweils im vorderen
Drittel klassieren können. Deutschland und Österreich sind sehr stark, aufgeholt
haben aber auch Länder wie Ungarn oder Tschechien. Was den Schweizern zugutekommen
könnte, ist das Fährtengelände: In vielen Ländern gibt es kein Wiesenland für die
Fährten, sondern nur Äcker. Für die Hunde ist das keine einfache Umstellung. Hier
könnte allenfalls der Heimvorteil spielen – aber dann müssen natürlich auch Schutzdienst
und Unterordnung passen. Der Heimvorteil allein bringt keinen WM-Titel!
Der IPO-Fanclub
2009 haben Freunde der Hundesportart IPO einen Schweizer Fanclub gegründet, der
heute 175 Mitglieder zählt. Der Fanclub ist als Verein organisiert und bezweckt
gemäss Statuten die ideelle, logistische und materielle Unterstützung der Schweizer
IPO-Nationalmannschaft. Aktuelle Präsidentin ist Gabi Meister. Der Mitgliederbeitrag
beträgt pro Jahr 50 Franken. Mitglieder erhalten eine Einladung zu einem Apéro an
einem Mannschaftstraining und anderes mehr. An der WM in Delémont wird der IPO-Fanclub
mit einem Stand vertreten sein. Internet:
www.ipofans.ch